Böhmischer Abend der Blasmusik Kraisdorf im Pfarrsaal Pfarrweisach

Von wegen „Winter-Blues“ – Stimmung im Pfarrsaal

von Simon Albrecht

Kraisdorf/Pfarrweisach – „Wenn man euch bucht, ist der Saal voll“ – diese anerkennden Worte sagte Bürgermeister Ralf Nowak beim „Böhmischen Abend“ der Blasmusik Kraisdorf, zu dem die Kapelle am Samstag, 18. November 2017, in den Pfarrsaal von Pfarrweisach eingeladen hatte.

Und in der Tat: bei der zehnten Auflage spielten die Musikanten um Dirigent Gerhard Eller vor vollem Haus böhmische´Polkas, Walzer und Märsche in einem bunt gemischten Programm, aufgelockert durch Gesangsbegleitung vom Solisten bis zum Sextett. So sagte Vorsitzender Herbert Schönmann bei der Begrüßúng, „Polkas, Walzer und Märsche sind wieder ‚in‘ – man sieht es auf der Bühne“, womit er die vielen jungen Leute in der Kapelle meinte. Und Bürgermeister Nowak setzte hinzu: „Ich bin stolz auf euch, so einen Exportschlager in der Gemeinde Pfarrweisach zu haben“. Professionalität und eine starke Dorfgemeinschaft, wie sie in Kraisdorf vorherrsche, zeichne die Kapelle aus.

Angesichts der fünf Jubilare, die für 45 bis 70 Jahre Musizierens geehrt worden sind (siehe eigener Bericht) waren einige „Oldies“ der böhmisch-mährischen Musik ins Porgramm aufgenommen worden, sagte Moderator Elmar Schneidawind. Von wegen „stade Zeit“ oder „Winter-Blues“ – die Gäste sangen, klatschten rhytmisch bei der Amsel-Polka, beim legendären „Trompeten-Echo“ von den Oberkrainern, oder schunkelten bei „Der Mond hält seine Wacht“ und beim „Böhmischen Wind“ mit, der „von der Ferne leise rauscht“ -von wegen: er blies kräftig durch den Pfarrsaal. Aber auch das übrige Programm hatte es in sich. Und so ließen die Gäste nach drei Stunden die Musikanten erst nach zwei Zugaben von der Bühne – wobei es beim „Böhmischen Traum“ nochmals in die Vollen ging, als sich ein Teil der Musikanten unter die Zuschauer mischte.

Mit böhmisch-mährischer Blasmusik wartete die Blasmusik Kraisdorf am Samstagabend im Pfarrsaal Pfarrweisach auf und sorgte drei Stunden lang für Stimmung.

So sah es am Ende im Saal aus: die Musikanten mischen sich unter die Gäste, die hielt es nicht mehr auf den Stühlen und klatschten rhytmisch beim „Böhmischen Traum“ mit.

Diese fünf „Urgesteine“ der Blasmusik Kraisdorf sind vom Kreisvorsitzenden des Nordbayerischen Musikbundes, Peter Detsch, und vom Vorsitzenden der Blasmusik Kraisdorf, Herbert Schönmann (rechts) geehrt worden (von links): Reinhold Schaad (für 70 Jahre Musizierens), Ludwig Dirauf (60 Jahre), Hans Schneidawind (60), Rudi Eller (60) und Gerhard Ellere (45 Jahre Dirigent).

Fotos: Simon Albrecht

 

Ehrungen

Beim „Böhmischen Abend“ sind fünf „Urgesteine“ der Blasmusik Kraisdorf für 70 und 60 Jahre Musizierens geehrt worden, darunter Gerhard Eller für 45 Jahre Tätigkeit als Dirigent.

„70 und 60 Jahre Musik machen – das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen“, sagte anerkennend der Kreisvorsitzende des Bayerischen Musikbundes, Peter Detsch (Gädheim). Er dankte dem Verein, dass er bei Kreis- und Bezirksversammlungen im gut vertreten sei.

Zusammen mit Vorsitzendem Herbert Schönmann zeichnete er folgende Musikanten mit den Ehrennadeln des Nordbayerischen Musikbundes aus: Reinhold Schaad für 70 Jahre Musizierens; Ludwig Dirauf, Rudi Eller und Hans Schneidawind für 60 Jahre, sowie Gerhard Eller für 45 Jahre Dirigententätigkeit. Zu Gerhard Eller gewandt sagt Detsch, soviel er wisse, sei Eller der erste Dirigent in der Region mit solch einer langen Laufbahn.

Die Laudatio auf jeden Einzelnen hielt Vorsitzender Schönmann.

Reinhold Schaad ist mit 81 Jahren Ältester in der Kapelle und einer der wenigen Lyra-Spieler im Kreis. Bei einem der ersten Konzerte der Kapelle im Kolpinghaus Pfarrweisach verkündete der damalige Kraisdorfer Bürgermeister Hans Lochner und Gründungsvorsitzender der Kapelle: „Und der Reinhold hat mir grad g’sacht, er macht auch mit. Er spielt des … dings … des Klimperdings“, womit Lochner die Lyra meinte. Schaad lernte 1947, mit elf Jahren, das Klavierspielen und saß drei Jahre später auf dem Orgelbock der Pfarrkirche St. Kilian in Pfarrweisach. Bis heute spielt er außerdem die Orgel in der Kraisdorfer Kirche. Schönmann bezeichnete den Jubilar als Techniker, „immer zuverlässig“, sei Notenwart gewesen und habe die Gesangsanlage von Auftritt zu Auftritt transportiert.

Nur ein Jahr jünger ist Hans Schneidawind, der mit seiner Posaune seit der Gründung dabei ist. Zuvor hatte er das Musikspielen bei der Kirchenmusik Pfarrweisach gelernt und war kurz bei den Leuzendorfer Musikanten. Der Jubilar könne auf einen großen Nachwuchs zählen, sagte Schönmann; denn aus dem „Schneidawind-Clan“ haben noch bis vor kurzem 13 Musikanten gespielt – jetzt seien es „nur“ noch 11. Er war lange Jahre im Vorstand und stets „Antreiber“ in der Kapelle gewesen.

 

Ebenfalls 60 Jahre ist Ludwig Dirauf aktiv. Er ist als Gründungsmitglied als einziger vom ersten Ausbildungsjahrgang übrig geblieben. Vor 60 Jahren hatte er mit dem Klavierspielen angefangen, sagte Schönmann, und spielt seit seiner Zeit in der Kapelle das Waldhorn oder Es-Horn. Schönmann bezeichnete ihn als „zuverlässigen Musikanten, Kamerad und Freund“.

 

Rudi Eller bezeichnete Schönmann als einen der Gründungsväter der Blasmusik. Eller habe sich 1970 zusammen mit Willy Grimmer, Ernst Kettler und Friedrich Müller mehrmals getroffen, um dann schließlich „beim Bühler“ zu einer ersten Versammlung zum Gründen einer Kapelle eingeladen. Wie Dirauf hatte Rudi Eller 1957 mit dem Klavierspielen angefangen, war im Posaunenchor Fischbach und dann bei der Blasmusik Kraisdorf. Heute spielt er dort Basstrompete.

 

Dirigent Gerhard Eller ist seit der Gründungsversammlung in der Kapelle dabei. Zuerst hatte die Stabführung der Unterpreppacher Josef Thein inne, der die Kapelle die ersten fünf Jahre leitete. Wegen dessen Gesundheitszustandes hat Gerhard Eller des öfteren ausgeholfen und den Dirigentenstab geführt. Als die Gesundheit dem „Theins Sepp“ mehr und mehr zu schaffen machte, übernahm Eller – bis heute. So bekam er von Detsch die Goldene Ehrennadel für 45 Jahre als Dirigent überreicht. Wie Schönmann sagte, habe Eller immer verstanden, die Musikanten zu motivieren. Bis zum heutigen Tag sind es etwa 170 Musikanten gewesen, „die Gerhard Eller musikalisch ausgebildet hat und zu teamfähigen, kooperativen Gruppenmitgliedern für die Kapelle gefördert hat.“ Nicht nur als Dirigent, auch in den anderen Vereinen wirke der Jubilar, der lange Jahre auch Kreisrat war, mit und habe großen Einfluss auf das Wirken im Dorf.

Fotos: Simon Albrecht